Max Bonheim

Schloßstraße 28 in Berlin-Steglitz / Foto: Sabine Davids

Von Rostock nach Hamburg

Max Bonheim wurde am 14. November 1879 in Rostock geboren. Er war der zweite Sohn des Ehepaares Hermann Bonheim und seiner Frau Rosa, geborene Bernheim. Max Bruder Paul war am 19. September 1877 auf die Welt gekommen.

Nur sechs Jahre nach Max Geburt starb die Mutter Rosa mit 29 Jahren am 27. März 1885. Ihr Grabstein ist in Rostock auf dem jüdischen Friedhof im Lindenpark erhalten geblieben.

Zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau Rosa heiratete der 44-jährige Witwer Hermann Bonheim 1887 die 1863 geborene Jenny Markheim aus Fulda. Sie war die Tochter von Bertha Markheim, die durch ihre Freundschaft und Korrespondenz mit Jenny und Karl Marx bekannt wurde. Die Brüder Paul und Max hatten nun eine sehr gebildete und weltläufige aber auch sehr junge Stiefmutter.

Am 4 September 1889 wurde in Rostock Käte, die Halbschwester von Paul und Max, geboren. 1891 zog die Familie nach Hamburg um, wo am 22. Februar 1892 noch der Halbbruder Fritz auf die Welt kam.

Hochgebildet im Bürgertum verwurzelt

Max Bonheim entstammt einer Familie, die seit vielen Generationen Ärzte, Rechtsanwälte, Fabrikanten, Religionsgelehrte, Bankiers und Kaufleute hervorgebracht hat. Sein ältester bekannter Vorfahr ist Bonem Ginsburg (Günzburg) aus Prag, der dort ab 1719 als Schtadlan - als Fürsprecher der jüdischen Gemeinde -von Böhmen wirkte. Die Nachfahren gelangten über Potsdam nach Schwerin in Mecklenburg. Max Urgroßvater Dr. Marcus Bonheim war am Schweriner Hof als herzoglicher Hofzahnarzt tätig.

Max Vater, Hermann Bonheim, 1843 in Schwerin geboren, war Kaufmann. Er ging von Schwerin nach Rostock um dort die wieder entstehende jüdische Gemeinde aufzubauen. Er vertrat ein liberales Judentum, und war maßgeblich an der Planung und dem Bau der neuen Synagoge von Rostock beteiligt. Zusammen mit seiner Frau Rosa führte er ein Bekleidungsgeschäft am Hopfenmarkt heute Kröpeliner Straße. Die Wohnräume der Familie befanden sich im ersten Stock oberhalb des Geschäfts, wie es damals üblich war.

1891 verließ Hermann Bonheim Rostock. Mögliche Gründe mögen Differenzen zwischen liberaler und orthodoxer Ausrichtung der jüdischen Gemeinde gewesen sein. Ein weiterer Auslöser für den Umzug könnten wirtschaftliche Überlegungen gewesen sein, denn nach dem Aufkommen von großen Kaufhäusern büßte der Einzelhandel.

In Hamburg gründete Max Vater Hermann Bonheim eine Im- und Export-Firma in der Tabak-Branche. Die Geschäfte liefen gut, denn die Bonheims wohnten stets in vornehmen Gegenden: 1891 zunächst im Grindelviertel, Bornstr. 1, später in der Eichenallee 43. Seine Kinder bekamen eine gute Ausbildung: Der älteste Sohn Paul studierte Medizin und wurde erfolgreicher Arzt in Hamburg, Max machte eine kaufmännische Ausbildung.

Hermann Bonheim starb am 29.November 1908. Seine Witwe Jenny starb 20 Jahre später am 17.Oktober 1928. Ihre Gräber auf dem jüdischen Friedhof in Hamburg Ohlsdorf bestehen noch.

In Berlin zur Untermiete

Über Max Leben gibt es kaum Spuren. Über eine Familiengründung ist nichts bekannt. Er absolvierte seine kaufmännische Ausbildung und siedelte nach Berlin. Dort lebte auch die Familie seines Schweriner Cousins Dr. John Bonheim, ein Jurist und dessen Tochter Alice.

Nachdem die Nazis 1933 an die Macht gelangten, konnte Max seinen Beruf als Kaufmann nicht mehr ausüben. Langsam verarmte er und war auf finanzielle Unterstützung durch seinen Bruder Dr. Paul Bonheim angewiesen. Paul war ärztlicher Direktor des Freimaurerkrankenhauses in Hamburg.

Während der Bruder Paul versuchte, mit seiner Familie ausDeutschland zu emigrieren, konnte Max wegen seiner Mittellosigkeit Berlin nicht verlassen. Zuletzt lebte er in einem Zimmer zur Untermiete bei der Witwe Martha Gradenwitz in der Schloßstr. 28/ 2. Stock, in Steglitz.

Am 19. Januar 1942 wurde er zusammen mit 1002 weiteren Menschen vom Bahnhof Grunewald nach Riga deportiert. Dort kam der 9. Osttransport von Berlin am 23. Januar an. Bis auf wenige Menschen wurden alle übrigen gleich nach der Ankunft sofort ermordet und in Massengräbern verscharrt.

Als Juden von den Nazis verfolgt

Die Familie Bonheim war in ihrem Selbstverständnis als Deutsche tief verwurzelt. Hatte doch Max Halbbruder Fritz sein Leben im Ersten Weltkrieg gelassen: Am 30. September 1915 war er als Leutnant der Reserve gefallen.

Aber nach 1933 mussten auch die Bonheims schmerzlich einsehen, dass sie keine Zukunft in diesem judenfeindlichen Land mehr haben konnten. Ab 1936 planten sie die Auswanderung in die USA. Doch nur Max Neffen Hans Hermann, Sohn seines Bruders Dr. Paul Bonheim, glückte die Emigration.

Dr. Hans Hermann Bonheim war Mediziner wie sein Vater. 1938 wurde Hans Hermann zusammen mit ca. 200 anderen jungen Akademikern verhaftet und ins KZ Sachsenhausen nach Oranienburg gebracht. Nach sechs wöchiger Schikane durfte er unter der Auflage, Deutschland sofort zu verlassen, zu Weihnachten 1938 wieder nach Haus.

Hans Hermann verließ sofort Hamburg und flüchtete nach Rotterdam. Von dort gelang ihm 1939 die Weiterreise nach New York.

Max Bruder Paul und seine Frau Käthe folgten mit ihrem jüngeren Sohn Erwin Alfred einige Wochen später in die Niederlande. Aber sie bekamen kein Visum für die Vereinigten Staaten von Amerika. 1942 nahmen sie sich in Velp das Leben. Erwin Alfred wurde zunächst im KZ Westerbork interniert. Am 3. März 1944 wurde er von dort nach Auschwitz deportiert und am 31. Juli 1944 ermordet.

Der Halbschwester von Max – Käte - gelang die Flucht nach Schweden. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod 1963 in der Nähe von Malmö.

Für Max Bruder Dr. Paul Bonheim, seine Frau Käthe und ihren Sohn Erwin Alfred wurden 2014 in Hamburg Stolpersteine verlegt. Zum Gedenken gab es eine feierliche Zeremonie, an der Angehörige aus New York - Enkel und Urenkel ihres 1938 in die USA emigrierten Sohns Hans Hermann – teilgenommen haben.

Recherche: Elisabeth Bergmann
Text: Sabine Davids

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