Mit Menschen für Menschen

Sabine Hafener vor der Geschäftsstelle des DWSTZSabine Hafener

Zur Verabschiedung von Sabine Hafener

10.06.2024. Als Bonnerin liebt sie das Wasser und die Geselligkeit. Und sie ist eine Brückenbauerin zwischen den Welten. Auch aus diesen Gründen freut sie sich auf ihre zukünftige Arbeit in der Mitte Berlins. Sabine Hafener leitet seit fast 10 Jahren das Diakonische Werk Steglitz und Teltow-Zehlendorf e.V. (DWSTZ), und das sehr erfolgreich. Zum Juli beendet sie ihren Dienst, am Freitag, dem 14. Juni 2024 um 15 Uhr wird Sabine Hafener in der Markus-Kirche verabschiedet.

Liebe Frau Hafener, wir sitzen hier in Ihrem Büro im Paulus-Zentrum, das Sie bald räumen werden. Gibt es einen roten Faden in Ihrer Arbeit?

Ich bin studierte Sozialpädagogin. Und bis heute motiviert mich die Arbeit mit und für Menschen. Mir macht es Freude, gemeinsam mit anderen Akteur:innen zu schauen, was Menschen vor Ort benötigen und Angebote zu entwickeln. Kooperationen sind dabei sehr wichtig: zum Beispiel betreiben wir das Familienbüro gemeinsam mit dem Jugendamt im Bezirk, die Freiwilligenagentur zusammen mit dem DRK und dem Mittelhof. Ich wollte Kirche und Diakonie im Bezirk nochmal anders erfahrbar machen. Und ich wollte, dasss das DWSTZ beweglich bleibt. Weil die Bedarfe der Menschen sich ändern, müssen es auch die Angebote tun. Die Bevölkerungsstruktur in Steglitz-Zehlendorf hat sich in diesen 10 Jahren verändert - sie ist durch Migration bunter geworden, Armut hat zugenommen, die Verdrängung aus dem innerstädtischen Bereich ist bemerkbar, Obdachlose sind sichtbarer. Mir war es wichtig, dass das Diakonische Werk sich nicht als statisches Gebilde versteht und gesehen wird. Unsere Mitarbeitenden sollten die Möglichkeit haben, sich innerhalb des DWSTZ zu verändern und auch in andere Arbeitsbereiche schauen zu können.

Diakonie gehört untrennbar zur Evangelischen Kirche und umgekehrt – und trotzdem muss um die Beziehung immer wieder gerungen werden. Wie erklären Sie das?

Das Diakonische Werk arbeitet unter ganz anderen Rahmenbedingungen als die Kirchengemeinden. Unsere Arbeit ist die beauftragte, professionelle Diakonie. Gemeindliche Diakonie wird im Wesentlichen von Ehrenamtlichen getragen, wie der Besuchsdient oder Gemeindecafés. Beides ist wichtig, beides ergänzt sich.
Wegen der verschiedenen Finanzierungsarten unserer Projekte, müssen wir Termine einhalten und Rechenschaft ablegen, und das jedes Jahr. Die unterschiedlichen Herangehensweisen erfordern gegenseitiges Verständnis.

Was braucht es also für eine gute Beziehung?

Kontaktflächen und eine lange Phase des Vertrautwerdens. Bei schnellen Entscheidungen, wie sie bei uns die Regel sind, muss die Beziehung schon stehen. Für diesen Vertrauensaufbau haben wir unsere Präsenz erhöht, zum Beispiel auf Gemeindefesten und in den Gremien des Kirchenkreises.

Bezirksstadträtin Carolina Böhm hat  Sie bei der Eröffnung des Stadtteilzentrums in Markus sehr gelobt – Sie konnten ja leider nicht dabei sein. Frau Böhm sagte, dass Sie ihr ein Gegenüber waren, wenn es um kurzfristige Möglichkeiten und schnelle Entscheidungen ging und sie sich beraten musste.

Zunächst einmal bedanke ich mich bei Frau Böhm für das schöne Kompliment! Ja, die Zusammenarbeit mit Frau Böhm und auch den anderen Bezirksstadträt:innen war stets auf Augenhöhe und konstruktiv. Trotz der unterschiedlichen Blickwinkel und Notwendigkeiten ging es immer um das Finden eines gemeinsamen Nenners.

Wir schauen zurück auf knapp 10 Jahre Leitung des DWSTZ. Welche Stichworte fallen Ihnen dazu ein?

Bewegung, Wertschätzung, Begegnungen, Transparenz.

Wie hat sich denn die Entwicklung vollzogen?

Dass die Mitarbeitenden bei der Weiterentwicklung der Projektarbeit beteiligt und mitgenommen wurden, war ein wichtiger Punkt nach innen. Wir haben jetzt 140 Mitarbeitende, rund ein Drittel mehr als zu Beginn. Projektentwicklung hieß aber auch kein Wachstum um jeden Preis. 2015 haben wir zum Beispiel keine Unterkunft für Geflüchtete übernommen, weil uns die Expertise fehlte.

Die gemeinsame Leitbildentwicklung war ein wichtiger Prozess, der unsere Gemeinschaft gestärkt hat.

In Bezug auf den Stadtbezirk habe ich mir ziemlich genau überlegt, welche Rolle das DWSTZ in der Trägerlandschaft neben den großen Playern spielen sollte. Ich wollte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es sich lohnt, mit uns zu arbeiten. Schließlich hat der Bezirk, genauso wie wir, ein Interesse an den Menschen. Für den Bezirk war es zunächst neu, dass wir nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit fragten – mit Gelassenheit und Selbstbewusstsein.
Ich glaube übrigens, dass wir so erfolgreich waren, weil wir auf alle Nachfragen – egal von wem – eine Antwort gegeben haben.

Darüber hinaus sind natürlich alle Kooperationen mit den Gemeinden sehr wichtig und wertvoll. Als Verein sind unter anderem die Kirchengemeinden und die beiden Kirchenkreise unsere Mitglieder, die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ.

Was war richtig herausfordernd und ist gut geworden – was war schwer und ist nicht geworden?

Für mich ist das Glas grundsätzlich eher halb voll, das Schwere verliert sich auch wieder mit der Zeit. Nicht gut gelungen sind unsere Bemühungen, zu einem frühen Zeitpunkt die Digitalisierung auf allen Ebenen des DWSTZ umzusetzen.

Eine große Herausforderung und arbeitsintensive Zeit war natürlich die Corona-Pandemie. Uns ist es allerdings als einem der wenigen Träger gelungen, sehr schnell wieder erreichbar zu sein. Wir haben mit den Verantwortlichen jedes Projekt angeschaut, um es schnellstmöglich regulär oder in veränderter Form anbieten zu können.

Gerne hätte ich die Verzahnung von Kirchengemeinden und Diakonie mehr vorangetrieben.

Was ist ein absolutes Highlight für Sie, oder gibt es mehrere?

Unser Leitbild. Es zeigt, wer und wie wir sind und ist gleichzeitig richtungsweisend für unser Handeln. Die Übernahme des Beratungsdienstes für Migrat:innen in Potsdam war sehr fordernd, war aber die absolut richtige Entscheidung. Das Team in Potsdam ist eine Bereicherung, menschlich wie fachlich. Das Stadtteilzentrum Markus natürlich als Kooperationsprojekt zwischen Gemeinde und Diakonie mit Förderung durch den Senat.
Es gab Erfolge auf verschiedenen Ebenen. Kooperationen, die zeigen, was Kirche zu bieten hat: Räume, Ehrenamtliche, Themen, niederschwelligen Zutritt für alle Menschen. Dem Bezirk trotz Vorbehalten gezeigt zu haben, wir können uns gemeinsam um die Menschen kümmern. Dabei ist es wichtig, ohne Scheu und respektvoll auf die Vorbehalte des kritischen Gegenübers einzugehen und zu zeigen, wer wir sind und wie wir arbeiten.

Was wünschen Sie dem DWSTZ?

Stabilität in den Finanzierungen, weniger Bürokratie, um die wunderbaren personellen Ressourcen für die Weiterentwicklung des Diakonischen Werkes einzusetzen. Immerhin hat der Senat gerade einen Prozess zum Abbau von Bürokratie begonnen, sie beeinflusst die Qualität der Arbeit extrem negativ. Da gibt es also Hoffnung.
Außerdem wünsche ich der neuen Doppelspitze in der Geschäftsführung des DWSTZ mit Frau Stradt und Herrn Maier alles erdenklich Gute und viel Erfolg bei den zukünftigen Aufgaben.

Wie geht es für Sie weiter und worauf freuen Sie sich?

Ich werde ab dem 1. Juli Vorständin Sozialmanagement bei der Koepjohann‘schen Stiftung, gegründet 1792 zum Wohle von Frauen und Kindern. Die Stiftung ist Mitglied im selben Spitzenverband wie das DWSTZ, dem Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO). Ich freue mich, dass der Stifter die Verzahnung von Kirche und Diakonie als wichtig erachtete. Mein Thema. Außerdem freue ich mich, jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit die Spree überqueren zu können und auch auf das quirlige Leben drumherum (lacht).

 

ubo

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Diakonisches Werk Steglitz und Teltow-Zehlendorf e.V.
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