33 Jahre Kantor der Markus-Gemeinde

22.04.2024

Friedemann Gottschick geht in den Ruhestand

Im Gottesdienst am Sonntag, dem 28. April 2024 in der Markus-Kirche wurde Kantor Friedemann Gottschick in den Ruhestand verabschiedet. Unter seiner Leitung führen die Kantorei der Markus-Kirche, Solisten und ein Kammerorchester die Bach-Kantate „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ (BWV 76) auf. Johanna Hoffmann hat sich mit Friedemann Gottschick unterhalten.

Sonntag, 11 Uhr, der Gottesdienst beginnt, die Orgel ertönt. Ich weiß nicht, welcher Organist heute spielt, aber schon bei den ersten Klängen der Orgel höre ich: es ist Friedemann Gottschick. Sein Anschlag ist unverwechselbar, seine Freude an Variationen und Improvisationen bezaubert die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher immer wieder. Und genauso geht es uns im Chor, in dem ich mitsingen darf. Wir sind ja alle Laien, doch durch Friedemanns Art, den Chor zu leiten, bringt er uns dazu, alles zu geben, was in uns steckt.

Ein Rückblick auf Friedemanns Leben. Geistliche Musik und christliches Leben prägten das Elternhaus. Der Vater, Kantor der Düsseldorfer Lutherkirche, die Mutter, ebenfalls Kirchenmusikerin, gaben ihre Musikalität an die Kinder weiter, die alle Berufsmusiker wurden. Die Kindheit der vier Geschwister wurde überschattet von der schweren Krankheit der Mutter, die an Kinderlähmung erkrankte und sich durch lange Rehazeiten mühevoll aus der Lähmung des ganzen Körpers in den Rollstuhl kämpfte. Ihre Stimme war nicht betroffen, und so konnte sie weiter Gesangs- und Klavierunterricht geben. Während ihrer Rehazeiten kamen die Kinder bei Verwandten und Freunden unter. Als Vater und Mutter 1976 beruflich nach Bethel umzogen, trennten sich die Wege der Geschwister. Friedemann: „Ich blieb als einziger in Düsseldorf, wohnte bei Chorleuten, machte 1977 mein Abitur und studierte drei Jahre an der dortigen Kirchenmusikschule. Während dieser Zeit entdeckte ich meine Vorliebe für Chorleitung und wollte darüber mehr wissen. Deshalb wechselte ich nach bestandener B-Prüfung an die Berliner Kirchenmusikschule im Evangelischen Johannesstift.“ 1984, nach bestandener A-Prüfung, fragte ihn sein Lehrer und Mentor Martin Behrmann, ob er ihn unterstützen könnte. „Alles, was ich kann, hat er mir beigebracht. Ich musste bei ihm nochmal ganz von vorne anfangen. Und dann diese Anfrage, er ließ mir keine Bedenkzeit. Klopfenden Herzens sagte ich zu, unterrichtete am Anfang drei, dann bis zu zehn Studenten im liturgischen Orgelspiel. Erst arbeitete ich auf Honorarbasis, dann wurde ich angestellt und arbeitete zusätzlich als Assistent beim Chorleitungsunterricht.“ 1985 fand Friedemann eine kleine Wohnung in Wilmersdorf und suchte dort nach Möglichkeiten zum Üben an der Orgel.

An der Lindenkirche bei Kantor Gerhard Oppelt fand er ein offenes Ohr, und bald begleitete er die Chorarbeit und wirkte bei Konzerten der Kantorei mit. Bei einer dieser Konzertreisen funkte es zwischen ihm und seiner späteren Frau Andrea, die übrigens noch heute bei Kantor Oppelt singt. „Ich unterrichtete Kirchenmusiker, hatte aber nie die Praxis in einer Gemeinde erlebt. Deshalb kündigte ich nach Ende des Sommersemesters 1990 in Spandau und machte mich auf die Suche nach einer Gemeinde. Die Markus-Gemeinde suchte zum Januar 1991 eine Nachfolge für den scheidenden Kantor, und ich bewarb mich. Es war zwar nur eine B-Stelle, aber ich wollte ja die Praxis erleben und sowieso nur drei bis fünf Jahre bleiben.“ Und wie kam es, dass daraus dann 33 Jahre wurden? „Naja, wir bekamen diese schöne Wohnung, 1991 wurde Johannes geboren, 1993 Alexander. Andrea, die ja Ärztin ist, arbeitete in einer Praxis in der Nähe. Aber vor allem hat mich der Beruf gehalten. Denn, abgesehen von festen Terminen, hatte ich einen sehr großen freien Gestaltungsraum. Die Zusammenarbeit mit den Pfarrerinnen und Pfarrern, den Vikarinnen und Vikaren war (bis auf wenige Ausnahmen) geprägt von einem respektvollen Miteinander, einer Offenheit für neue Gedanken. Ich konnte Konzerte und deren Inhalte eigenständig planen, und auch bei größeren Konzerten mit Orchester war die Durchführung nie in Frage gestellt.“

Vorbereitung für Konzerte waren unter anderem die Chorreisen, bei denen von Freitag bis Sonntag intensiv geprobt wurde. Diese Tage waren für uns alle, besonders für den Kantor, sehr anstrengend, doch das intensive Zusammensein förderte auch den Zusammenhalt und das gute Miteinander im Chor. Das zeigte sich besonders nach der langen Abstinenz in der Coronazeit. Als die Proben wieder begannen, waren fast alle Chormitglieder wieder dabei. Wie hat Friedemann Gottschick die Coronazeit erlebt? „Als nichts mehr stattfinden durfte, suchten wir in der Gemeinde nach neuen Möglichkeiten. So entstanden die Online-Gottesdienste, teilweise als Video, teilweise als Audio. Selber singen und mich begleiten, das war für mich neu, es erforderte viel Konzentration. Johannes, der ja inzwischen Tonmeister ist, machte die Aufnahmen. Als die Gottesdienste dann wieder stattfinden durften, allerdings nur mit Maske und ohne Singen, sang ich die Liturgie und alle Lieder allein.“
„Du hattest ja in Deinem Berufsleben kein Wochenende, keinen Feiertag frei, was wirst Du denn mit so viel Freizeit anfangen?“ frage ich. „Seit 25 Jahren, seit mein Stellenumfang um 25 Prozent gekürzt wurde, arbeite ich in einer Tischlerei. Das macht mir sehr viel Freude, ich werde immer wieder gefragt, ob ich etwas bauen kann. Das werde ich sicherlich weiter machen. Und dann mal sehen, was noch Neues dazukommt. Da ich hier im Gemeindehaus wohne, habe ich schon oft gewisse ‚Hausmeistertätigkeiten’, wie abschließen, Licht ausmachen ausgeübt, das wird möglicherweise auch bleiben.“

Mit so großen Konzerten wie „Die Schöpfung“ von Haydn, Weihnachtsoratorium und Johannespassion von Bach, Requiem von Mozart, um nur einige zu nennen, hat Friedemann Gottschick uns allen viel Freude bereitet. Seine Geschwister, Ulrike, Jörg und Sebastian waren oft als Solisten dabei. Dazu kamen Auftritte der Kantorei beim Brandenburger Dorfkirchensommer und Adventskonzerte, bei denen Friedemann seine Vorliebe für a-capella- Chormusik ausleben konnte. Wir schauen auf eine reiche musikalische Zeit zurück, danken Friedemann Gottschick für alles, was er in diesen 33 Jahren geleistet hat und wünschen ihm Gottes Segen für sich und seine Familie.

Johanna Hoffmann

 

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