Die Markus-Gemeinde und der Kirchenkreis Steglitz waren Friedrich Gülzows kirchliche Heimat. Seit 1977 war er Pfarrer in Markus. Neben vielem anderen hat er eine lebendige offene Jugendarbeit vorangebracht und sich für die Gründung einer der ersten Diakoniestationen stark gemacht. Auch nach Ende seines Dienstes hat er sich aktiv in das Leben seiner Gemeinde eingebracht. Bis zuletzt sang er in der Kantorei mit.
Von 1990 bis 2009 war Friedrich Gülzow Superintendent des Kirchenkreises Steglitz. In einer Zeit, in der nach der Wiedervereinigung vieles neu geordnet werden musste, förderte er die Gründung des Diakonischen Werkes Steglitz, das später auch im Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf tätig wurde. Er war wesentlich an der Entwicklung eines Systems des solidarischen Ausgleiches zwischen den Kitas beteiligt. Dass die Mitarbeitenden des Kirchenkreises und weiterer Einrichtungen heute in einem schönen Gebäude am Hindenburgdamm arbeiten können, geht auf ihn zurück.
Friedrich Gülzow wurde am 15. Februar im Kreis seiner Familie beigesetzt. Am 9. März wurde um 11 Uhr ein Gedenkgottesdienst für Friedrich Gülzow in der Markus-Kirche gefeiert.
Durchaus kokett hat er sich einmal gewundert, warum er gleich im Fokus stand, wenn er den Raum betrat. Das war seiner Kraft und Präsenz geschuldet, aber auch seiner Statur und dem Volumen seiner Stimme, die er gern zum Singen nutzte, als Chorsänger bis zuletzt. Nun ist er im achtzigsten Lebensjahr gestorben.
In Danzig kurz vor Kriegsende geboren, in Lübeck aufgewachsen, ist der Kirchenkreis Steglitz seine kirchliche Heimat geworden. Dort habe ich ihn 1981 als Nachbarkollegen kennengelernt. Als Pfarrer am Mittelstufenzentrum Immenweg und in der Markus-Gemeinde hat er eine lebendige Offene Jugendarbeit in Gang gebracht und dann die Gründung einer der ersten Diakoniestationen Berlins intensiv mitbetrieben und verantwortet.
Das Evangelium stellt die Kirche in soziale und politische Verantwortung für das Gemeinwesen. Das war seine Überzeugung. Vor allem: diese Verantwortung lässt sich nicht an Ämter und Werke delegieren, sondern ist Aufgabe der Gemeinde am Ort. Superintendent wurde er im Jahr der deutschen Einheit. Da zerfielen alte Strukturgewissheiten. Stellen mussten abgebaut werden. Mit großer Beharrlichkeit und nachdrücklich hat Friedrich Gülzow verhindert, dass Notwendigkeiten ignoriert und Veränderungen auf die lange Bank geschoben wurden. Ein radikaler Einstellungsstopp und institutionalisierte regionale Zusammenarbeit der Gemeinden hat Verschuldung und Lähmung verhindert.
Die Gründung des Diakonischen Werks Steglitz 1995 (2002 Steglitz-Zehlendorf) brachte neue Impulse und tatkräftige Unterstützung der Gemeinden. Die Zukunft der Kitas sicherte ein Solidarpakt zur wechselseitigen Unterstützung. Das neue Kirchenkreiszentrum wurde zum großen Erfolg: es fördert mit seiner Architektur die Zusammenarbeit aller dort Beschäftigten. Superintendent in einem Augenblick des Übergangs geworden, hat Friedrich Gülzow dem Kirchenkreis für die veränderten Zeiten ein stabiles Fundament gegeben. Dass es gelungen ist, verdankt sich nicht zum geringsten seiner Fähigkeit und Bereitschaft, andere im Gespräch, in Arbeits-, Projekt- und Planungsgruppen mitzunehmen und zu beteiligen. Das hat er im Amt seines Ruhestandes in den Förderverein der Telefonseelsorge eingebracht.
Denen, die ihm näherkamen, bleibt die lebendige Erinnerung seiner Treue und Zugewandtheit, seiner Hilfsbereitschaft und Fairness. Und des Fundaments, auf dem sein Leben ruhte: Die Hoffnung, dass Gott uns nicht allein lässt, sondern kommt.
Friede sei mit dir, Friedrich.
Heinrich Immel