Yannik Reckner verbringt sehr viel Zeit draußen und nicht nur, weil er gerne Fußball spielt. Er kommt aus der Markus-Gemeinde und überzeugt mit seiner ruhigen, freundlichen Art. Ein Gespräch mit dem neuen Vorsitzenden der Ev. Jugend unserer Landeskirche (EJBO).
Herr Reckner, Sie sind vor kurzem in den Vorstand der Ev. Jugend Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EJBO) gewählt worden. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Wir freuen uns, dass der Kirchenkreis Steglitz in diesem wichtigen Gremium vertreten ist. Eine gute Gelegenheit, die EJBO kennenzulernen und zu erfahren, wie sie aufgestellt ist, wie sie arbeitet, wofür sie sich einsetzt.
Fangen wir mal hinten an: Sie sind 21 Jahre alt und Vorsitzender der Jugendorganisation unserer Landeskirche, wie kam es denn dazu?
Das war gar nicht so schwierig, ich war nämlich der einzige Kandidat für den Vorsitz (lacht).
Aber es gab ja wohl einen Weg dorthin, Vorsitzender wird man schließlich nicht einfach so.
Also, der Weg dahin begann eigentlich schon bald nach meiner Konfirmation. Erstmal bin ich Teamer geworden, weil ich gerne zu den Gruppen gegangen bin, die die Teamer für uns Konfis organisiert hatten. Unsere damalige Jugendmitarbeiterin Julia hat mich dann gefragt, ob ich die Markus-Gemeinde im Kreisjugendkonvent (KJK) vertreten will. Ich habe ja gesagt und seitdem arbeite ich dort mit. Seit drei Jahren bin ich der Vorsitzende des Steglitzer KJK und gehöre damit auch zur Landesjugendversammlung – und auch zur Kreissynode. Mit unserer Jugendmitarbeiterin Viktoria Ebert leite ich außerdem die Jugendetage unserer Gemeinde.
Schildern Sie doch mal, wie die Gremien der EJBO aufgestellt und vernetzt sind.
Jede Kirchengemeinde kann zwei Jugendliche in den KJK entsenden. In die Landesjugendversammlung wählt jeder KJK vier Jugendliche. 24 Kirchenkreise gibt es.
Die Landesjugendversammlung kommt zweimal im Jahr für ein Wochenende zusammen. Aus unserem neuen Vorstand hat Josefa Friese die Tagungsleitung. Dazwischen tagt die Landesjugendkammer acht Mal im Jahr. Sie wird von Angelina Schwarz und mir geleitet und ich bin der Vorsitzende.
Zur Landesjugendversammlung gehört auch die Landesjugendpfarrerin Julia Daser als stimmberechtigtes Mitglied, außerdem als Gast Heinrich Oehme. Er ist Studienleiter für Jugendverbandsarbeit und Kinder- und Jugendpolitik im Amt für kirchliche Dienste (AKD).
Die Landesjugendversammlung entsendet auch Mitglieder in den Landesjugendring Berlin-Brandenburg, wo alle Jugendverbände vertreten sind. Dort wird schon konkreter Politik gemacht, z.B. mit dem Vorstoß, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken. Außerdem werden Abgeordnete in die deutschlandweite Arbeitsgemeinschaft Ev. Jugend gewählt.
Mit welchen Themen beschäftigt sich denn die Landesjugendversammlung?
Die letzte Jugendversammlung hat zum Beispiel eine Diskussion zum Thema Rassismus angestoßen. Daraus ist ein Arbeitspapier entstanden und ein Antrag an die Landessynode, dass alle kirchlichen Mitarbeitenden an einem Antirassismus-Training teilnehmen sollen. Das Papier der Landesjugendversammlung wird gerade in allen Ausschüssen der Landessynode beraten. Ansonsten gibt es Beratungen zur Lage in den Kirchenkreisen, zum Landesjugendcamp oder zur Mitarbeit beim Kirchentag.
Und was sind Ihre Aufgaben?
Seit zwei Jahren arbeite ich schon in der 15-köpfigen Jugendkammer mit. Es geht um die Vergabe von Finanzmitteln, die Vorentscheidung zum Landesjugendcamp, um Anträge aus den Kreisjugendkonventen. Wir haben auch regelmäßig Gäste, z.B. den Leiter des Umweltbüros der EKBO, als es um die Verabschiedung des Klimaschutzgesetzes in der Landessynode ging. Ich vertrete den Jugendverband nach außen und habe engen Kontakt zur Geschäftsstelle. Zur Landessynode gehöre ich übrigens auch. Außerdem organisiert die Jugendkammer dreimal im Jahr einen Gottesdienst. Der nächste ist am 11. November in der Berliner Stadtmission. Auf jeden Fall geht es diese Woche los, am Freitag, 8. Oktober treffen sich der alte und der neue Vorstand zur Übergabe. Wir sind jetzt für zwei Jahre gewählt.
Ich fasse zusammen: Sie sind Vorsitzender der Landesjugendversammlung, Sie arbeiten in der Landessynode und in der Kreissynode mit, sind KJK-Vorsitzender in Steglitz, leiten die Jugendetage Ihrer Gemeinde mit und sind dort auch im Gemeindekirchenrat. Ein beachtlicher Einsatz.
Wenn schon, dann das Komplettpaket bitte (lacht).
Was hat Sie an dieser Arbeit interessiert und schließlich auch bewegt, bis hierher dranzubleiben?
Auf jeden Fall die Gemeinschaft. Rückzugsorte für Jugendliche schaffen, wo sie sie selbst sein können, dafür setze ich mich gerne ein. Gemeinsam über Gott reden, ist mir auch wichtig. Und ich habe entdeckt, dass Gremienarbeit Spaß macht, wenn man zum Beispiel etwas für die Jugendlichen rausholen kann.
Sie gestalten also gerne, was machen Sie denn beruflich, sind Sie noch in der Ausbildung?
Ich bin Garten- und Landschaftsbauer, gelernt habe ich beim Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und arbeite dort weiterhin. Seit zwei Jahren bin ich Praxisanleiter. Ich bilde mit meiner Chefin und zwei Kollegen Auszubildende aus, und seit einigen Monaten kann ich auch selbst Prüfungen abnehmen. Meine Arbeit macht mir viel Freude.
Das hört sich fast an, als würden Sie beruflich etwas ganz Ähnliches machen, wie im Ehrenamt.
Stimmt. Bei der Arbeit muss ich organisieren, leiten und weitergeben, was ich gelernt habe. So sehe ich das auch im Ehrenamt: was ich von Gott bekommen habe, gebe ich weiter.
Gemeinschaft entwickeln und bewahren gehören also zu Ihren Gaben?
Das ist wohl so, und diese Gaben setze ich gerne ein. Aber ich habe in meinem Ehrenamt auch viel gelernt, zum Beispiel in der Jugendleiterausbildung wie man Gruppen leitet.
Was machen Sie denn am meisten? Haben Sie überhaupt noch Zeit für eigene Aktivitäten?
Telefonieren und E-Mails schreiben sind meine Hauptbeschäftigungen. Manche Wochen sind recht voll, aber es geht ganz gut. Und ja, ich spiele Fußball, schon seit 15 Jahren im SSC Südwest. Ich bin Innenverteidiger bei der 3. Herrenmannschaft, da sind vor allem etwas ältere Männer und es entstehen ganz andere Gespräche. Das ist einfach schön!
Was wünschen Sie sich von den Gemeinden oder vom Kirchenkreis?
Mehr mit den Jugendlichen reden. Wir hören öfter, dass Gemeindekirchenräte Dinge entscheiden, die Jugendliche betreffen, diese aber nicht einbeziehen – nicht in unserem Kirchenkreis, aber das kommt vor. Auch wenn nicht alles realistisch ist, was Jugendliche sich wünschen, sollte man mit ihnen sprechen. Es wäre ein gewaltiger Schritt, wenn Ältere und Jüngere das schaffen würden.
Was sagen Sie, wenn Konfis fragen würden "was habe ich eigentlich von der Kirche?"
Kirche ist ein Ort, um sich mit Freunden zu treffen, ein Ort, an dem man über alles reden kann. Auch über Gott. Auch über Probleme. Ein Ort, an dem du sein kannst, wie du bist.
Und haben Sie ein Wort, das Ihnen wichtig ist?
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Das ist mein Konfirmationsspruch und den finde ich sehr gut und wichtig.
ubo
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