04.03.2025
Dienstag, 18. März, 19 Uhr, Dorfkirche Lichterfelde: Autorenlesung mit Martin Ost und Gespräch zur Geschichte der Paulus-Gemeinde
Kann das sein, dass ein Pfarrer dem anderen die alltäglichste Höflichkeit verweigert? Was war da los? Und wie sind die beiden, die in einem Haus wohnten und an derselben Pauluskirche Dienst taten, miteinander umgegangen? Sollte es unter Christinnen und Christen nicht anders zugehen – trotz unterschiedlicher politischer Meinungen?
In seinem neuen Buch beleuchtet Martin Ost, Dekan i.R. die zunehmende Spaltung der Paulus-Gemeinde in Lichterfelde – ausgelöst durch die beiden diensthabenden Pfarrer vor Ort: Dr. Wilhelm Antonowitz, „Deutscher Christ“ und Peter Petersen, Bekennende Kirche.
Was hat diese Theologen, bei aller Ähnlichkeit in Lebenslauf und Theologie, so voneinander entfernt, dass ein Handschlag nicht mehr möglich war? Und was bedeutet der Handschlag beider nach 1945 für die Bewältigung der Erfahrungen des Dritten Reiches?
Dienstag, 18. März, 19 Uhr in der Dorfkirche Lichterfelde:
Martin Ost und Barbara Neubert lesen am Originalzeugnisse von Peter Petersen und Wilhelm Antonowitz, reden miteinander und laden zum Gespräch ein.
Peter Petersen aus Leck und Dr. Wilhelm Antonowitz aus Tilsit waren Pfarrer in Berlin-Lichterfelde. Sie wohnten in demselben Haus und begegneten einander täglich. Sie teilten Erfahrungen: Erster Weltkrieg, Ende des Kaiserreiches, die Zeit der Weimarer Republik mit all ihren Problemen. Auch ihre Art, Menschen anzusprechen, war ähnlich.
Antonowitz aber sieht im Nationalsozialismus die Zukunft Deutschlands und will, dass evangelische Kirche sich ihm anpasst. Petersen dagegen beharrt auf Schrift und Bekenntnis als Kompass der Kirche und lehnt jede Einmischung staatlicher Stellen oder Ideologien ab. Die Differenzen sind so grundsätzlich, dass Petersen sich weigert, Antonowitz auch nur die Hand zum Gruß zu reichen. Das Buch geht den Lebenswegen und Lebenserfahrungen der Protagonisten nach und fragt, um welchen Preis das Leitungsgremium der Gemeinde die Spaltung der Gemeinde hätte verhindern können. Am Ende stellt es Leserinnen und Leser vor die Frage, ob wir die moralisch richtige „Haltung“ so wichtig nehmen, dass jedes Gespräch mit Menschen anderer Einstellung als Anfrage an die eigene Haltung gesehen und vermieden wird.