Stolpersteinverlegungen im Mai 2024

Verlegung von 5 Stolpersteinen in Steglitz Nord am 7. Mai

Am Dienstag, dem 7. Mai 2024 werden um 11 Uhr vor dem Wohnhaus in der Gritznerstraße 41 in Steglitz  mehrere Stolpersteine für Angehörige der Familie Alexander verlegt.

Michael Rohrmann vom Projekt Stolpersteine im Ev. Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf wird Stolpersteine für Robert und Martha Alexander sowie für ihre Kinder Bernhard, Hansi und Lola verlegen. Im Jahre 1901 heiratete Martha Becker im Alter von 19 Jahren in Berlin-Wilmersdorf den 37 Jahre alten Kaufmann Robert Alexander, der fast doppelt so alt war wie sie. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor: Bernhard (geb. 12. Juni 1904), René (geb. 8. Mai 1905), die Zwillingsschwestern Hansi und Lola (Tana, geb. 20. Juni 1907) und Klaus (geb. 10. Juni 1908).

Marthas Ehemann Robert Alexander war als Kaufmann in der Lederbranche und speziell im Schuhgeschäft erfolgreich. Neben dem Familienglück erlebte die Familie auch den sozialen Aufstieg, so dass sie - bislang in Hinterhäusern und Gartenhäusern wohnend, 1919 in die "Bel Etage" in die Grunewaldstraße ziehen konnte und ab 1928 in eine neu errichtete Wohnanlage am Stadtpark Steglitz. Ab 1933 verschlechterte sich die finanzielle Situation des jüdischen Ehepaares erheblich, was den Umzug in eine kleine Wohnung in die Arndtstraße 12, der heutigen Gritznerstraße 41, zur Folge hatte.

Aufgrund der antijüdischen Maßnahmen der nationalsozialistischen Regierung wurde nicht nur die finanzielle Situation aller Familienmitglieder immer prekärer, es folgten Krankheit, Zwangsarbeit und Deportation. Die beiden Brüder René und Klaus, die ebenfalls in Steglitz wohnten und Fuhrgeschäfte betrieben, waren mit nichtjüdischen Ehefrauen verheiratet, was Ihnen zwar Schutz vor der Deportation bot, aber nicht vor Enteignung, Entwürdigung und Zwangsarbeit. Beide überlebten die Verfolgung.

Hilda Hoy, eine enge Freundin der Großnichte von Martha Alexander, hat die umfangreiche Recherche zum Familienschicksal durchgeführt. Die Großnichte und ihre Familie wird zur Verlegung aus Sydney anreisen, weitere Freunde und vermutlich auch weitere entferntere Angehörige werden ebenfalls anwesend sein.

Robert Alexander

Robert Alexander – von Westpreußen nach Berlin

Robert Alexander wurde am 29.03.1864 in Lidzbark (Lautenburg) in Westpreußen, heute Polen, als Sohn des Kaufmanns Louis Alexander und seiner Frau Berta Alexander (geb. Glück) geboren. Vermutlich Ende des 19. Jahrhunderts zog die Familie nach Berlin, wo Robert eine Ausbildung zum Kaufmann absolvierte und in der Lederbranche zu arbeiten begann.

Am 23.12.1901 heiratete Robert Martha Becker in Berlin-Wilmersdorf. Sie lebten zunächst in Berlin Wilmersdorf in der Uhlandstraße. Zwischen 1904 und 1908 wurden drei Söhne und die Zwillingstöchter geboren. In dieser Zeit erfolgten mehrere Umzüge. Ab 1912 lebte die Familie in Steglitz, Feuerbachstr. 12, wo Robert ein Schuhgeschäft betrieb, dann in der Sedanstr. 17. Die Geschäfte gingen gut, so dass die Familie 1919 in eine größere Wohnung in der Grunewaldstr. 18 zog. 1928 wohnte der „Privatier“ Robert Alexander in der Vionvillestr. 20 in einer neuerbauten repräsentativen Siedlung am Stadtpark Steglitz.

1933/34 wendete sich jedoch das Blatt: Die Wohnung in der Vionvillestr. 20 musste aufgegeben werden. Robert und Martha mieteten eine kleine Wohnung in der Arndtstr. 12, der heutigen Gritznerstr. 41. Hier lebten sie zusammen mit den Zwillingstöchtern Hansi und Lola. Aufgrund der antijüdischen Maßnahmen der Nationalsozialistischen Regierung wurde die finanzielle Situation der jüdischen Bürger*innen immer prekärer.

Am 24.06.1941 starb Robert in dem Krankenhaus der Adass Jisroel Synagogen-Gemeinde in der Elsässer Straße (heute: Torstraße) in Berlin-Mitte. Als Todesursache wurde „Kreislaufschwäche“ angegeben. Das Krankenhaus wurde nur wenige Monate später, im September 1941durch die Nazis geschlossen.

Martha Alexander geb. Becker

Martha Alexander, geborene Becker - Familienglück und sozialer Aufstieg

Martha Becker wurde am 09.04.1882 in Metz (heute Frankreich) als älteste von fünf Geschwistern des Kaufmanns Max Becker und seiner Frau Therese (geb. Wollstein) geboren. Martha hatte vier Geschwister : Arthur, der im Ersten Weltkrieg für Deutschland fiel, Paul, Gertrud und Margot, die 1902 nach dem Umzug der Familie nach Berlin zur Welt kam.

Martha heiratete im Alter von 19 Jahren am 23.12.1901 in Berlin-Wilmersdorf den 37 Jahre alten Kaufmann Robert Alexander, der fast doppelt so alt war wie sie. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor:

• Bernhard, geboren am 12. Juni 1904;
• René, geboren am 8. Mai 1905;
• die Zwillingsschwestern Hansi und Lola (Tana), geboren am 20. Juni 1907;
• Klaus, geboren am 10. Juni 1908.

Marthas Ehemann Robert Alexander war als Kaufmann in der Lederbranche und speziell im Schuhgeschäft erfolgreich. Die Recherche der Wohnadressen zeigt deutlich den sozialen Aufstieg: Im Jahr 1919 zog die Familie Alexander in die Grunewaldstr. 18. Hatte die Familie bislang in Hinterhäusern oder Gartenhäusern gelebt, so konnte nun eine größere Wohnung im 1. Stock des Vorderhauses, der „Bel Etage“, gemietet werden. 1928 zogen Martha und ihr Mann Robert – inzwischen „Privatier“ – in die Vionvillestr. 20 in eine neu errichtete Wohnanlage am Stadtpark Steglitz.

Ab 1933 verschlechterte sich die finanzielle Situation des jüdischen Ehepaares erheblich, was den Umzug in eine kleine Wohnung in die heutige Gritznerstr. 41 zur Folge hatte. 1941 Musste Martha mit ihren Töchtern ihre Wohnung in Berlin-Steglitz verlassen und mit anderen Familien in eine gemeinsame „Judenwohnung“ in der Gutzkowstraße in Berlin-Schöneberg ziehen.

Am 24.07.1942 nahm sich Martha mit einer Überdosis Veronal das Leben. Sie war 60 Jahre alt. Martha wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt.

Bernhard Alexander

Bernhard – deportiert und ermordet

Bernhard Alexander wurde am 12.06.1904 in Berlin-Wilmersdorf als ältestes der fünf Kinder von Robert und Martha Alexander geboren. Nach dem Schulabschluss absolvierte Bernhard eine kaufmännische Berufsausbildung. Er begann als Taxifahrer zu arbeiten. Ab 1928 war Bernhard bei verschiedenen Taxiunternehmen in Berlin beschäftigt. Über sein Leben in seinen Zwanzigern und Dreißigern ist wenig bekannt; er blieb ledig.

Im Dezember 1938 wurde allen deutschen Juden das Führen von Fahrzeugen durch die „Verordnung des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei“ untersagt. Zu diesem Zeitpunkt wohnte Bernhard in der Schlossstr. 28 bei der Witwe Martha Gradenwitz. Hier lebten 1939 noch vier ihrer Angehörigen und es waren weitere vier jüdische Menschen einquartiert.

Ab Juni 1940 musste Bernhard Zwangsarbeit auf dem Kohlenplatz der Firma Berger & Kulp am Berliner Westhafen leisten. Im Mai 1941 wurde er festgenommen und direkt in das sogenannte „Arbeitserziehungslager Wuhlheide“ gebracht. Ende 1941 wurde Bernhard mit einer Beinverletzung in das Jüdische Krankenhaus in Wedding eingeliefert.

Am 24. September 1942 wurde er aus Krankenhausbett geholt und mit dem 20. Osttransport nach Raasiku deportiert. Nach der Ankunft wurden die meisten Menschen aus diesem Transport im Kiefernwald von Kalevi-Liiva erschossen und in Massengräbern verscharrt.

Hansi Alexander & Lola Alexander

Hansi und Lola – das Schicksal der Zwillingsschwestern

Hansi und Lola wurden am 20.06.1907 in Berlin Wilmersdorf geboren. Nach dem Schulabschluss am Lyzeum II in Steglitz begannen sowohl Hansi als auch Lola eine Berufsausbildung im väterlichen Schuhgeschäft. Hansi arbeitete ab 1937 als Verkäuferin in der Schuhabteilung des Kaufhauses Wertheim in der Leipziger Straße. Nach der Arisierung des Kaufhauses „Wertheim“ 1937 verlor auch Hansi ihre Arbeit. Von April bis Oktober 1938 arbeitete Hansi als „Haustochter“ in einem kleinen Landhotel am Röblinsee in der Mecklenburgischen Seenplatte, danach bis April 1941 als Haustochter bei einem jüdischen Ehepaar.

Ab April 1941 wurde Hansi zur Zwangsarbeit in den Siemens-Werken in Gartenfeld (Berlin-Spandau) verpflichtet. Am 27.02.1943 wurde Hansi im Siemens-Werk im Rahmen der sogenannten „Fabrikaktion“ verhaftet und am 01.03.1943 mit dem 31. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Lola eröffnete 1928 ein Geschäft für Knabenkleidung in der Schadenrute 3 (1966 für den Bau der „Westtangente“ entwidmet), in dem auch ihre Mutter Martha arbeitete. Bei den Novemberprogromen 1938 wurde das Geschäft zerstört. Danach nahm Lola Näharbeiten an und trug Zeitungen aus.

Ab April 1941 leistete Lola Zwangsarbeit in der Flugzeugmotoren -Fabrik der Alfred Teves GmbH in Berlin-Wittenaut. Sie unterstand dem Fabrikaufseher Wilhelm Daene. Dieser gehörte einer Widerstandsgruppe an. Im Januar 1943 warnte er Lola vor einer Razzia und versteckte sie in seinem Haus in Konradshöhe.

Das Ehepaar Daene bot dort auch Ursula Finke Schutz und gab beiden Frauen mit gefälschten Ausweispapieren eine Arbeit in den Leihbücherei Filialen von Margarete Daene in Friedrichshain und Moabit.

Im August 1944 wurden Lola und Ursula am Bahnhof Gesundbrunnen von einem jüdischen „Greifer“ erkannt. Ursula warf sich vor den Zug, überlebte schwer verletzt im Jüdischen Krankenhaus den Krieg. Lola musste untertauchen und beständig ihr Versteck wechseln.

Lola und ihre Lebensgefährtin Ursula überlebten den Nationalsozialismus. Nach 1945 betrieben beide eine Schneiderei in Pankow.

René Alexander & Klaus Alexander

René und Klaus

Die beiden Brüder betrieben in Steglitz Fuhrgeschäfte Rene wohnte in der Herderstr. 10 und Klaus in der Marschnerstr. 42. Beide waren mit nichtjüdischen Ehefrauen verheiratet. Dies bot ihnen und ihren Kindern zwar Schutz vor der Deportation, aber nicht vor Enteignung und Entwürdigung: Beiden wurden die Führerscheine entzogen, die Lastwagen von Klaus zerstört, die Droschke von Rene enteignet. Er musste von 1940-1945 als Zwangsarbeiter Kohlen schippen, Klaus von 1943-1945 bei der Müllabfuhr arbeiten.

Beide konnten zwar nach dem Ende des Nationalsozialismus wieder als Taxifahrer arbeiten, waren aber von schweren gesundheitlichen Schäden gezeichnet.

Stolpersteine vor der Verlegung für Familie Alexander

Stolpersteinverlegungen am 24. Mai in Lankwitz

Am Freitag, dem 24. Mai 2024 findet um 11 Uhr verlegt Michael Rohrmann Stolpersteine für Margarete und Dr. Alfred Salomon in der Lankwitzer Corneliusstraße 13 in 12247 Berlin. Zur Verlegung werden auch Angehörige der Familie aus den USA anreisen.

Alfred Salomon, geb. am 5. Mai 1870, wuchs in Westpreußen und in Berlin auf. Nachdem er als Bester seines Jahrgangs die Schule abgeschlossen hatte, studierte er an der Friedrich-Wilhelm-Universität Chemie und promovierte 1893. Im Jahre 1896 heiratete er seine Halbcousine Margarete Philipsthal, geboren am 19. Mai 1872. Alfred und Margarete bekamen zwei Söhne: Fritz (1902–1983) und Heinrich (1905–1982).

Zu dieser Zeit war Dr. Salomon u. a. im Vorstand der Aktien-Gesellschaft für Gasglühlicht zusammen mit Dr. Alfred Oppenheim tätig und betrieb zusammen mit mehreren Geschäftspartnern die Vereinigten Fabriken für Laboratoriumsbedarf, mit zusätzlicher Produktionsstätte in Stützerbach/ Thüringen. Geschäftsreisen führten Alfred Salomon – gelegentlich begleitet von Margarete – u. a. nach Frankreich, Russland und Ägypten, in die USA und in einige Balkanstaaten.

In den Jahren 1907/08 ließ das Ehepaar Salomon in der Corneliusstraße 13 in Berlin Lankwitz sein Haus bauen, das die Familie im Sommer 1908 bezog. Das bildungs- und kulturaffine Ehepaar führte hier ein offenes Haus mit Musikabenden, Lesungen und familiären Zusammenkünften. Alfred und Margarete Salomon lebten bis in die Kriegszeiten hinein in ihrem Haus, das am 20. Januar 1939 allerdings »verkauft« wurde, in dem sie aber weiterhin zwei Räume gegen Mietzahlungen bewohnen konnten. Als sie die »Aufforderung« von der Gestapo erhalten hatten, sich mit kleinem Handgepäck an einer Sammelstelle einzufinden, wählten sie aus Furcht vor der Deportation am 20. Februar 1942 die Flucht in den Tod.

Der Initiative des in den USA lebenden Enkelsohnes von Margarete und Alfred Salomon, Michael W. Swenty, ist es zu verdanken, dass seinen Großeltern durch die Stolpersteine ein ehrendes Gedenken und eine späte Anerkennung zuteilwerden kann. Wesentliche Bestandteile der biografischen Darstellung für Margarete und Alfred Salomon basieren auf den mündlichen und schriftlichen Überlieferungen der Familie Swenty.

 

Dr. Alfred Salomon und Margarete Salomon geb. Philipsthal

Stolpersteine für
Dr. Alfred Salomon (5. Mai 1870 – 20. Februar 1942) und
Margarete Salomon geb. Philipsthal (19. Mai 1872 – 20. Februar 1942)

Von Westpreußen nach Berlin

Alfred Salomon wurde am 5. Mai 1870 in Tiegenhof (Großes Werder/Danzig/Westpreußen, heute: Nowy Dwor Gdanski) als jüngstes von vier Kindern des Kaufmanns Isaac Salomon (1835 – 1876) und seiner Frau Emma Engel (1839 – 1903) geboren. Er hatte einen Bruder, Heinrich, und zwei Schwestern, Klara und Minna. Nach dem Tod des Vaters heiratete Alfreds Mutter erneut und zog mit der Familie nach Berlin, in die Steinmetzstraße 47 in Schöneberg. Das genaue Datum ist nicht bekannt. Alfred Salomon besuchte das Real-Gymnasium in der Lützowstraße 83-86, wo er 1888 als Bester seines Jahrgangs das Reifezeugnis erhielt. Nach einem Studium der Chemie an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt-Universität) wurde Alfred Salomon dort 1893 promoviert.

Im Oktober 1896 heiratete er seine Halbcousine Margarete Philipsthal, geboren am 19. Mai 1872 in Neuenburg/Schwetz (Westpreußen), Tochter von Theodor Philipsthal (1841 -1924) und seiner Frau Frederike Lehmann (1851-1872).  Margaretes Vater Theodor hatte, nachdem seine Frau kurz nach der Geburt Margaretes gestorben war, zwei Jahre später erneut geheiratet. Mit Anna Sachs (1849-1940), seiner zweiten Frau, hatte er drei weitere Kinder (Hans, Paul und Hedwig (1)). Margaretes Stiefmutter gab den Impuls zum Umzug nach Berlin (zuletzt wohnte Margarete  in der Kurfürstenstraße 49 in Schöneberg), um den Kindern eine bessere Bildung zu ermöglichen (Margarete erhielt daher u.a. auch Klavierunterricht).

Alfred und Margarete bekamen zwei Söhne,  Fritz (1902-1983) und Heinrich (1905-1982).  Zu dieser Zeit war Alfred Salomon u.a. im Vorstand der Aktien-Gesellschaft für Gasglühlicht zusammen mit Dr. Alfred Oppenheim tätig und betrieb außerdem zusammen mit mehreren Geschäftspartnern die Vereinigten Fabriken für Laboratoriumsbedarf, mit einer zusätzlichen Produktionsstätte in Stützerbach in Thüringen. Geschäftsreisen führten Alfred Salomon u.a. nach Frankreich, Russland, Ägypten, in die USA und verschiedene Balkanstaaten. Gelegentlich begleitete Margarete ihren Mann auf diesen Reisen.

Bildungs- und kulturaffin

In den Jahren 1907/08 ließen Alfred und Margarete Salomon in der Corneliusstraße 13 in Berlin Lankwitz ihr Haus bauen, in das sie im Sommer 1908 von der Grolmanstraße in Charlottenburg einzogen. Hier führten sie ein offenes Haus und ein ausgefülltes gesellschaftliches und kulturelles Leben mit Musikabenden, Lesungen und familiären Zusammenkünften. Opern- und Theaterbesuche sowie Konzerte bereicherten ihr Leben.  Alfred und Margarete liebten es, ihre Zeit im Garten zu verbringen, Blumen und Obstbäume zu pflanzen und zu pflegen.  Alfred besaß eine kleine Werkstatt, in der er Holzspielzeug für seine Söhne herstellte und Gartengerätschaften reparierte. Margarete ging außerdem ihren musikalischen Neigungen nach und engagierte sich in einem Lankwitzer Chor.

1909 ließ sich das Ehepaar mit den Söhnen protestantisch taufen, obwohl sie nicht religiös waren.

Flucht in die Neue Welt

Der ältere Sohn Fritz studierte in Berlin und Tübingen Politik und Ökonomie und wurde 1925 promoviert. Er heiratete am 9. April 1927 Sonja Swienty (1902-1965), die als Sekretärin seines Vaters Alfred tätig war und lebte mit ihr bei seinen Eltern. Sonjas Großvater mütterlicherseits war Wilhelm Liebknecht, der fünf Söhne hatte (Theodor, Karl, Otto, Wilhelm Alexander und Adolf Curt Karl).

Fritz und Sonja bekamen 1931 ihren Sohn Peter Ulrich, sie lebten weiterhin gemeinsam mit Alfred und Margarete Salomon in der Corneliusstraße 13. Im August 1939 emigrierten Fritz und Sonja, kurz vor dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen und dem Beginn des 2. Weltkriegs. Über Basel  (wohin Theodor Liebknecht emigriert war) und Paris (dort lebte Sonjas ebenfalls emigrierter Onkel Paul Philipsthal) gelangten sie von Boulogne-sur-mère mit dem Schiff nach New York und ließen sich kurz darauf schließlich in Cincinnati/Ohio nieder. Fortan nannten sie sich nach dem Familiennamen Sonjas Swenty (ohne i).

Der zweite Sohn Heinrich (Heinz) heiratete am 28. Mai 1930 Ilse Lange (1904-2000) und sie bekamen 1944 ihren Sohn Michael Walter(2). Das Ehepaar lebte in der Philippistraße 1 in Charlottenburg. Heinz arbeitete als kaufmännischer Angestellter (Expedient) der Deutschen Reichsbahn, die im weiteren Verlauf als kriegswichtiger Betrieb galt. In den Wiedergutmachungsakten des Landesarchivs Berlin wird als Beruf für Heinrich Salomon auch Mechaniker angegeben und vermerkt, dass er nach 1939 als Zwangsarbeiter für die Deutsche Reichsbahn und für das Abbruchunternehmen Exner tätig war. Die Tatsache, dass er in einer sog. „Mischehe" lebte, trug vermutlich dazu bei, dass er und seine Familie in Berlin überleben konnten. Ihr Vorhaben, in die USA zu emigrieren, war an einer Quotenregelung gescheitert. Im Jahr 1947 schließlich wanderte die Familie über Bremerhaven in die USA aus, ebenfalls nach Cincinnati und nahm dort auch den Familiennamen Swenty an.

Flucht in den Freitod

Alfred und Margarete Salomon lebten weiterhin in ihrem Haus, das am 20. Januar 1939 „verkauft" wurde. Inwieweit dies aus freien Stücken oder durch eine wirtschaftliche Notlage bedingt, u.a. durch die sog. „Judenvermögensabgabe“ geschah (s. Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit vom 12. Nov. 1938, erlassen nach den Novemberpogromen 1938) oder ob ein Zwang der Behörden dem Verkauf zugrunde lag, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei ermitteln.  Aus dem Kaufvertrag (der im Landesarchiv Berlin vorliegt) geht jedenfalls hervor, dass dem Ehepaar Salomon  erlaubt wurde, zwei kleine Räume, nebst einer Möglichkeit zum Kochen und einem kleinen „Bad“, zu bewohnen bzw. zu nutzen, wofür sie jedoch auch eine Miete zu zahlen hatten.

Am 20. Februar 1942 (3) wählten beide aus Furcht vor der Deportation die „Flucht in den Tod“, nachdem sie die „Aufforderung“  von der Gestapo erhalten hatten,  sich mit kleinem Handgepäck an einer Sammelstelle einzufinden.

Das Ehepaar Salomon wurde am 18. April 1942 auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf in einem Urnengrab beigesetzt.  Im Jahr 1966 wurden ihre Gräber durch Veranlassung der Bundesregierung zu „Kriegsgräbern" erklärt, was ihren Bestand zunächst sicherte. In den Jahren 1994/95 wurde in Verantwortung der Senatskanzlei Berlin im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland für alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft eine Gedenkstätte an einem zentralen Ort auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf geschaffen und die Urnen von Alfred und Margarete Salomon dorthin umgebettet. Der Gedenkplatz mit Namenstafeln befindet sich heute im Bereich Epiphanien. Er ist auf dem Übersichtsplan des Südwestkirchhofs Stahnsdorf ausgewiesen.

Das Haus in der Corneliusstraße 13 wurde im August 1943 durch Bomben zerstört und brannte völlig aus. An seiner Stelle wurde etwa  Mitte der 1950er Jahre ein neues Haus mit dem gleichen Grundriss und den identischen Stockwerken errichtet.

Wilhelm Schmitz und Maria Jansen-Schmitz

 

(1) Hedwig Philipsthal heiratete am 11. April 1905 in Charlottenburg den Biochemiker und Mediziner Professor Leonor Michaelis  (1875-1949), über den Fritz, Sonja und Peter zunächst nach ihrer Ankunft in New York eine vorübergehende Unterkunft fanden.

(2) Michael W. Swentys Initiative ist es zu verdanken, dass seinen Großeltern durch die Stolpersteine ein ehrendes Gedenken und eine späte Anerkennung zuteilwerden kann. Wesentliche Bestandteile der biografischen Darstellung für Alfred und Margarete Salomon basieren auf den schriftlichen und mündlichen Überlieferungen der Familie Swenty.

(3) Die Angaben zum Todestag variieren, in der Familienchronik (Stammbaum) wird der 19.2.1942 erwähnt, im Sterberegister des Südwestkirchhofs Stahnsdorf und anderen Dokumenten erscheint der 20.2.1942 als Todestag.

 

 

 

Dr. Alfred und Margarete Salomon 1937Dr. Alfred und Margarete Salomon 1937
Das Haus in der Corneliusstraße 13 wurde im August 1943 durch Bomben zerstört und brannte völlig aus. An seiner Stelle entstand Mitte der 1950er Jahre ein neues Haus mit dem gleichen Grundriss und identischen Stockwerken
Die Familie Salomon in der Bibliothek ihres Heims in der Corneliusstraße 13 in Berlin-Lankwitz.
Stolpersteine für Dr. Alfred Salomon und Margarete Salomon

Netzwerk Erinnerungskultur im Kirchenkreis Steglitz

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Stolpersteine reinigen

Stolpersteine sind Wind und Wetter ausgesetzt und müssen in regelmäßigen Abständen gereinigt werden, da die Messingoberfläche unter feuchten Wetterbedingungen oxydiert.

Wenn Sie einen STOLPERSTEIN putzen und somit die Erinnerung blank polieren möchten, lesen Sie bitte vorher diese Anleitung.

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